Tina.s Hundeblog
Als Abonnentin der Zeitschrift dogs fand ich gestern die neueste Ausgabe des Magazins in der Post. Ich wusste schon, dass es von einem neuen Team gestaltet worden ist, denn eine meiner Lieblingsbloggerinnen und Autorin, Katharina von der Leyen, war Teil der früheren Belegschaft und hat uns, ihre Leser, schon über die Veränderung informiert.
Ich hielt also das neue Heft in der Hand, las den Titel und fühlte direkt, wie die Wut in mir hochstieg: Wirklich? Plötzlich war ich Züchter.
Bei den Worten plötzlich und Züchter dreht sich mir als Tierschützerin gleich in mehrfacher Hinsicht der Magen um:
In einer Welt, die vor überflüssigen Hunden überquillt, fällt es mir schwer, Sinn und Notwendigkeit von Hundezucht überhaupt einzusehen - abgesehen von vielleicht wenigen Ausnahmen.
Noch schwieriger finde ich es, Verständnis für Züchter aufzubringen, die Zuchtstandards voranbringen, die ihren Hunden schaden. Davon gibt es mehr als genug,
Aber auf dem Titel eines Magazins von Ruf zu propagieren, dass man plötzlich zum Züchter werden könnte, sollte oder überhaupt dürfte - das empört mich.
Wie die Jungfrau zum Kinde sollte niemand plötzlich zum Züchten kommen und eine Hundezucht sollte niemandem in den Schoß fallen.
Dazu verspricht das Magazin im Untertitel den großen Wurf, umgangssprachlich also einen plötzlicher Geldsegen wie einen Sechser im Lotto... . Das Ganze liest sich für mich: Werde Züchter und damit reich.*
Gewissenhafte Züchter werden bei diesem Titel vielleicht Amok laufen. Aber es gibt ja auch die anderen ...
Deshalb erkläre ich hier mal, wie man sich überhaupt zum Züchter qualifiziert. Es ist mehr oder weniger Eigeninitiative - jeder weiß so viel, wie er will. Natürlich gehört eine zur Zucht zugelassene Hündin dazu - der zuchtzugelassene Rüde kann ausgeliehen werden - und entsprechende, vom Veterinäramt geprüfte Räum-lichkeiten. Außerdem muss der Zuchtanwärter an einem Seminar zum Erwerb des Sachkundenachweises nach §11 TSchG (Tierschutzgesetz) erfolgreich teilnehmen.
Ich habe diesen Sachkundenachweis nach §11 gemacht, und es war ein tolles Seminar: Fünf Tage von 9 bis 18:00, 17 Module (z.B. Abstammung, Parasiten, Tierschutzgesetz, Kommunikation, Krankheiten, Hundesport, erste Hilfe ...) und tolle Referenten. Trotz der langen Seminardauer bescheinigt der Sachkundenachweis trotzdem nur ein Mindestwissen - natürlich muss man sich weiterqualifizieren. Um einen Tierschutzverein oder eine Hundepension zu leiten oder eine Hundezucht zu starten, reicht diese Prüfung; als Hundetrainer müsste ich zusätzliche Seminare belegen.
Im Unterricht gab es ein 90-Minuten-Modul Hundezucht. Es gab Teilnehmer, die ich toll fand: Kompetent, professionell und der Sachkundenachweis war für sie nur der amtliche Nachweis, den sie von Amts wegen benötigten. Das Wissen hatten sie schon.
Es gab aber auch erstaunlich viele Menschen, die zu fragen schienen, wie man HUND buchstabiert, unter ihnen viele Züchter in spe. Von diesen Menschen möchte ich frühestens in 20 Jahren einen Hund kaufen - oder nie. Leider kann niemand sie mehr außerhalb des Seminarraums erkennen: Wir gehen automatisch davon aus, dass ein Züchter ein Fachmann für Hunde ist, zumindest für "seine" Rasse. Das muss aber leider nicht so sein. Wenn also ein Hund vom Züchter: Belesen Sie sich vorher und fragen Sie ihm dann Löcher in den Bauch. Damit Sie nicht an einen Derjenigen kommen, der sich plötzlich, von einer großen Hundezeit-schrift inspiriert, dazu entschied, Züchter zu werden. In der Hoffnung auf den großen Wurf .*
Das wird mir doch einen Leserbrief wert sein.
Bis zum nächsten Mal.
Eure Tina.
*Ich habe den dazugehörigen Artikel nicht gelesen. Es mir nur um den Titel, denn er ist es, was Menschen als erstes im Zeitschriftenregal sehen und was sich im Gedächtnis verankert. Ich bin fast sicher, dass es sich um eine Wortspielerei handelt, die ich aber nicht lustig finde und die viel Schaden anrichtet.
Ich bin hundeerfahren und hundebelesen, aber keine Hundefachfrau. Der Blog gibt meine eigene Meinung wieder und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Meine eigene Meinung ist nicht unbedingt konform mit der Vereinsmeinung.
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