Tina.s Hundeblog
Wir haben eine Umfrage gemacht, so richtig mit einem Fragebogen, den wir in verschiedene Facebook-Gruppen eingestellt haben. Es ging um das Zusammenleben mit unseren grauen Fellnasen - wie das denn so ist. Unsere Ergebnisse sind sicherlich nicht repräsentativ, da leider nicht Dutzende von graue-Fellnasen-Besitzer mitgemacht haben, aber es waren doch schon einige.
Und nun möchte ich über sie schreiben, unsere alten Hunde.
Warum mich das Thema überhaupt interessiert? Erstens habe ich selbst eine Hunde-Seniorin bei mir zu Hause und zweitens habe ich, da ich immer so gerne über alles lese, mehrere Bücher zu dem Thema bei mir im Regal. Und vor allem ein Satz bringt mich jedes Mal zum Nachdenken.
Es ist die Behauptung, dass alte Hunde so weise seien.
Ich habe immer gedacht, dass ich vielleicht kein Gespür für die Weisheit habe und dass die Lotta vielleicht ganz schön weise ist, ich das aber schlichtweg übersehe. Ich hab' mich deswegen schon schuldig gefühlt, denn wer möchte nicht so eine weise Omi zu Hause im Schaukelstuhl sitzen haben, die viel erlebt hat, auf jede Frage eine Antwort weiß und um die sich alle scharen, weil sie der Mittelpunkt der Welt und halt Omi ist. Natürlich reden wir hier von Omis in Hundegestalt, aber das Gefühl, das dabei rüberkommt, soll, glaube ich, dasselbe sein.
Ich habe schon überlegt, dass die Hundebücher-Autoren diese Weisheits-Zuschreibung aus Tierschutz-gründen mit in ihre Bücher aufnehmen. Dem Leser soll beim Lesen richtig warm ums Herz werden: So - ich weiß, das ist eine provokante These - wird der alte Hund ihm [dem Hundehalter/Leser] emotional ans Herz gelegt - vielleicht, damit seine Chancen größer werden, dass er wirklich bis an sein Lebensende in seinem Zuhause bleiben darf?
Vielleicht gibt es ja eine Antwort darauf in den Fragebögen.
Dort habe ich gelesen, dass alte Hunde Arbeit machen - manchmal bis zur physischen und psychischen Erschöpfung. Alte Hunde bringen Sorgen ins Haus: Fast alle sind irgendwie krank und können leider nicht sagen, ob es zwickt und wo es zwackt. Also beobachten wir sie ständig und rätseln herum. Alte Hunde kosten mehr Geld: Häufigere Tierarztbesuche müssen eingeplant werden. Die meisten Umfrage-Teilnehmerinnen haben nicht nur das Essen des alten Hundes umgestellt, sondern in gewissem Maße auch ihr eigenes Leben: Von Arbeit über Urlaub und Freundschaften leidet doch so manches. Schwierig ist es auch für Hundehalter, die Hunde in unterschiedlichen Lebensphasen haben: Jedem gerecht zu werden, ist fast unmöglich.
Nicht wenige Menschen kommen damit wohl nicht klar. Alte Hunde werden häufig abgegeben: Weil sie nicht mehr ins schnelle Leben passen, nicht mehr mithalten können? Wenn es wirklich das ist, was für manche Menschen den Ausschlag für eine solch' weitreichende Entscheidung, macht das sehr betroffen und traurig.
Nicht so unsere Fragebogen-Teilnehmerinnen (und bestimmt ganz, ganz viele andere Senioren-Hundehalter): Obwohl ich nirgendwo etwas von Weisheit gelesen habe und sie vielleicht nicht so wichtig ist, wie die Hundebuchautoren immer denken, stehen wir 100% hinter unseren Hunden. Voller Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Dankbarkeit für all das, was der Hund uns gegeben hat. Dankbarkeit für das mit ihm Erlebte.
Ruhiger und inniger werde die Beziehung: Nicht mehr nach außen, sondern nach innen gekehrt, hin zu einer vertrauten Zweisamkeit. Wir drehen uns nach unserem alten Hund um - das ist wichtig, weil er uns nicht mehr folgen kann. Wir denken daran, ihn aufs Sofa zu uns zu heben, weil er allein nicht mehr hochspringen kann. Wir holen ihn aus der Ecke heraus, in der er steht, weil er nicht mehr weiß, wo er hin wollte.
Dankbar sind wir dafür, dass wir nun etwas zurückgeben können.
Nach vielen Jahren unerschütterlicher Liebesbeweise des Hundes an uns werden wir ihn begleiten - bis zum bitteren Ende. Vor dem haben wir alle Angst. Aber wir schaffen das.
Bis zum nächsten Mal. Und vielleicht hast Du ja eine Meinung zu den weisen Hunden.... Dann darfst Du gerne kommentieren.
Tina.
Was wir noch aus der Umfrage gelernt haben: Die allermeisten Halterinnen sind mit ihrem Tierarzt (sehr) zufrieden. Viele lassen nicht mehr impfen und behandeln nicht mehr gegen Parasiten - das Immunsystem soll stark bleiben. Für alle Hunde gab es einen Zeitpunkt, an dem ihre Halterinnen sie als alt bezeichnen konnten. Nur eine Halterin könnte sich vorstellen, eine Sterbebegleiterin (siehe Blogbeitrag vom 14. April) zu engagieren - für alle anderen kommt das nicht in Frage. Einige Halterinnen haben mehrere alte Hunde und eine kann sich vorstellen, ausschließlich Seniorenhunde für den Tierschutz zu betreuen.
Bis zum nächsten Mal.
Tina.
Ich bin hundeerfahren und hundebelesen, aber keine Hundefachfrau. Der Blog gibt meine eigene Meinung wieder und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.
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Karin Jetter (Montag, 07 Mai 2018 15:48)
Wenn ich an meine Kira (Schäferhündin) denke...oder auch an unseren Marouk (Eurasier) - beide wurden 13,5 Jahre alt...dann überkommt mich im ersten Augenblick eine große Trauer darüber, dass beide nicht mehr hier sind...aber eben immer noch bei uns...in unseren Herzen...
Doch dann überwiegt die Freude darüber, dass ich mit ihnen leben durfte...nicht nur MIT ihnen, sondern eigentlich DURCH sie <3
Sie haben mir so viel gezeigt, worüber ich vermutlich nie nachgedacht hätte... Und ohne Kira wäre ich vermutlich nie beim Tierschutz gelandet ;-) .
Kira war zum Schluß wirklich alt; man sah ihr das Alter an ... und hatte seit sie bei mir war (sie kam mit knapp 6,5 Jahren zu mir) mit den typischen Schäferhund-Problemen zu kämpfen. Das wurde natürlich nicht besser mit zunehmendem Alter... Dazu kam eine leichte Inkontinenz im letzten halben/dreiviertel Jahr...und dennoch..was hätte ich dafür gegeben, wenn sie noch weitere Jahre unsere Fliesen tröpfchenweise "verziert" hätte...
Unser Marouk folgte ihr ein Jahr und 2 Tage später aus heiterem Himmel :-( ...Die Entscheidung über Leben und Tod musste ich innerhalb von ein paar Minuten fällen. Außer einem weißen "Zuckerbärtchen" und einer eher ruhigeren Gangart merkte man gar nicht, dass er auch schon ein gutes Alter erreicht hatte. Im Gegenteil, jeder der ihn kannte rechnete damit, dass er mindestens 16 wird. Der Krebs war anderer Meinung :'( ...
Bei beiden hätte ich niemals daran gedacht, eine Sterbebegleitung zu involvieren. Dazu ist mir dieser letzte Moment mit meinem geliebten Tier zu wertvoll und zu intim und gehört uns allein...
Beide Hunde haben uns übrigens nicht in den finanziellen und/oder nervlichen Ruin getrieben, als sie alt wurden. ;-)
Ich finde es traurig, dass mit alten Hunden grundsätzlich immer hohe Tierarztkosten in Verbindung gebracht werden. Dem ist nicht so...aber - zugegeben - es KANN so sein...
Aber man kann Vorsorge treffen und einen monatlichen Betrag auf ein Konto zahlen für den Fall der Fälle...und - wenn sie nicht gerade im Methusalem-Alter adoptiert werden - zumindest eine OP-Kostenversicherung abschließen...
Wir Menschen wehren uns dagegen, im Alter nur noch als Kostenfaktor gesehen zu werden... Oder als Arbeitsintensiv.. warum dann denken so viele so, wenn es um alte Hunde/Katzen geht?
Ich werde sicher so lange wie irgend möglich Hunde um mich haben wollen...und wenn ich ( auch nicht mehr "taufrisch" ;-) ) noch mal einen Hund aus dem Tierschutz zu mir nehme, wird es ein mittelalter/älterer Hund sein...
Sie brauchen uns...wer sonst gibt ihnen eine Chance??
Und die haben sie doch so sehr verdient... <3
Tina vom Blog (Samstag, 26 Mai 2018 23:00)
Hallo Karin,
danke für Deinen Beitrag. Ich antworte ein wenig spät, da mich die Datenschutzordnung ganz im Atem gehalten hat.
Ja, mit Hunden muss man die Sterbeerfahrung viel häufiger als mit Menschen, die einem so nahestehen, machen - sie leben einfach nicht so lang. Und es ist jedes Mal furchtbar traurig. Aber das Leben mit ihnen zählt einfach mehr, oder?
Ich finde es schön, dass Du daran denkst, einem älteren Hund ein Zuhause zu geben möchtest. Ich hoffe, Du findest genau den richtigen - es gibt so viele, die Hilfe brauchen!