Ein sehr trauriger Abschied.

Ganz besonders berührt hat mich obiges Video, das gestern via Sanda aus Rumänien zu uns kam: Eine Hundemutter, die alles Futter, das sie irgendwo irgendwie ergattern kann, mitnimmt und ihren Kleinen bringt. Man kann ihr die Fürsorge ansehen: Schwanzwedelnd und aufgeregt läuft sie zu Sanda hin, wieder zu den Welpen zurück und und dann wieder hin zu Sanda. Sie freut sich über die ermunternde Stimme und die Freundlichkeit, die sie spüren kann.

 

Ich verstand erst ein paar Sekunden später, dass diese so besorgte Hundemama zu diesem Zeitpunkt, als ich das Video sah, schon tot war, überfahren auf der Schnellstraße. Sanda fand sie ein paar dutzend Meter weiter liegend. Ob sie sich wohl in ihren letzten Sekunden "Hunde-Sorgen" um ihre Welpen gemacht hat? Schließlich findet die Wissenschaft immer mehr Anzeichen dafür, dass Tiere, sogar Ameisen, komplexe (Fürsorge-)Hand-lungen ausführen, die nicht durch Instinkt erklärbar sind. 

 

Nun sind also die Vollwaisen - Herr Hund war leider nicht auffindbar und übernahm keinerlei Verantwortung - in Sandas Shelter, auf Facebook kommentiert jeder "ah, wie süß" und "wie niedlich" und es wird geteilt, was das Zeug hält. Vielen Dank, das ist gut, das ist nötig, damit unsere bislang 13 Zwerge eine Zukunft außerhalb des Zwingers haben können. 

Aber wir würden sie lieber nicht hören, die Ahs und Ohs.

Wir würden sie lieber nicht haben wollen, die Welpen.

Wir wünschten, sie wären nie geboren worden, denn sie wurden von ihrer Mutter in eine Welt gebracht, in der sie keine Mutter sein konnte.

Irgendwo ist sie irgendwann von irgendjemandem ausgesetzt worden, niemals kastriert, während ihrer Läufigkeit von unzähligen Rüden verfolgt und dann gedeckt worden (die Welpen eines Wurfes können unterschiedliche Väter haben).

Sie hat bestimmt lange gesucht, bis sie einen Ort, ein Provisorium gefunden hat, an dem sie ihre sechs Zwerge zur Welt bringen konnte - immer in Angst.

Es gab kein Sicherheitsnetz für sie, kein Dach, kein Napf, keine Hilfe. 

 

Es gibt viele Hündinnen wie diese:

Hündinnen, die nach vielen Geburten so schwach sind, dass sie sich zum Sterben einfach irgendwo hinlegen.

Hundemütter, die nicht wissen, wie sie ihre Welpen ernähren sollen und Kilometer laufen, um Nahrung herbeizuschaffen. 

Hundemütter, die bei der Suche nach irgendetwas Essbarem gefährliche Straßen überqueren und totgefah-ren werden.

Hundemütter, die jedes Futter annehmen müssen, auch wenn es vergiftet ist.

Hundemütter, die auf einem Besorgungsgang von Hundefängern eingefangen werden und sich die Seele aus dem Leib schreien, weil sie zu ihren Kleinen zurückwollen.

 

Unsere 13 Welpen stehen für tausend, für zehntausend andere Welpen, die nicht gefunden werden, sondern irgendwo verhungern und verdursten, weil ihre Mütter nicht mehr zurück kommen konnten.

Unsere Welpen hätten gar nicht erst geboren werden sollen. Und das einzige Gegenmittel, um dies in Zukunft zu verhindern, sind großflächig angelegte Kastrationsaktionen. Ein kleiner Verein wie wir kann dies nicht schaffen: Wir haben weder das Geld noch die Arbeitskraft dafür. Wir versuchen, das Leben der uns anvertrauten Hunde so erträglich wie möglich zu machen, und das tun wir auch recht gut mit eurer Hilfe.

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Sandas Hunde auch alle einmal Welpen gewesen sind und manche von ihnen nun schon ihr gesamtes Leben hinter Gittern verbracht haben. Das ist ein mehr schlecht-als-rechtes Leben ...

 

Je länger man im Tierschutz engagiert ist, je mehr betet man für Wunder, für ein Ende, für gnädige Kastratio-nen: Gott könnte doch ein Einsehen haben und die Evolution zugunsten von unfruchtbaren Hunden, egal ob Männlein oder Weiblein, beschleunigen, oder?

 

Aber solange das nicht passiert, sollten wir Tierschützer kastrieren, was das Zeug hält. Nur ein kastrierter Hund sichert das Überleben anderer. Allen voran macht das - mein geliebter Pfote-sucht-Glück-Verein möge mir die Fremdwerbung verzeihen - der Tierärztepool.

Informiere dich über seine Arbeit. Und helfe, das große Leid zu verhindern. Aber vergesse uns dabei nicht - auch wir brauchen deine Unterstützung.

 

Um den Bogen zu schließen: Die Hündin hatte keinen Namen. Wir nennen sie Mamy. Und wir versprechen ihr, dass wir unser Bestes versuchen werden, um ihrer kleinen Schar ein gutes Leben zu geben. Ich hoffe, sie hört es, dort wo sie ist, und macht sich keine Sorgen mehr. Ich hoffe das so sehr für sie. Ich weiß, wie es ist, sich Sorgen um Kinder zu machen. 

 

Bis zum nächsten Mal

 

Tina. vom Blog

 

Ich bin hundeerfahren und hundebelesen, aber keine Hundefachfrau. Der Blog gibt meine eigene Meinung wieder und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Meine eigene Meinung ist nicht unbedingt konform mit der Vereinsmeinung.   

 

 

Mehr zu diesem Thema

 

Die Smeura, das weltgrößte Tierheim in Rumänien, ist im Versorgungsnotstand, weil jede Woche 15 bis 20 Welpen bei ihr ankommen.

Die Süddeutsche Zeitung zum Forschungsstand in Bezug auf die Empfindsamkeit von Tieren. 

Auch Kühe sind Mütter - Mütter ihrer Kälbchen. "Unsere" Milch ist eigentlich deren Milch. Für unseren Genuss nehmen Kühe schmerzhaften Abschied von ihren Kindern. Ein PETA Video.

Hilfe für uns: Unser Projekt zur medizinischen Versorgung der Hunde.


Infografik Tierschutzshop

Eine Infografik des Tierschutz-Shops.

 

Nach 10 Jahren könnte ein Hundepaar bei zwei Würfen pro Jahr und drei überlebenden Welpen auf 60.000.000 Nachkommen kommen! 

Auch wenn weniger Welpen überleben,  machen die Zahlen deutlich, dass schon die Kastration einer einzigen Hündin unglaub-

lich viel Elend verhindert.

Pfote sucht Glück:                                                                                                              Adoption durch liebevolle Vermittlung von Hunden aus dem rumänischen Tierschutz

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Kommentare: 3
  • #1

    Karin J. (Samstag, 04 August 2018 21:15)

    Liebe Tina,
    das hast du so wunderbar und tief aus dem Herzen geschrieben ❤️ Und ja, du hast sooo Recht �. Als ich das Video sah, hatte ich ganz ähnliche Gedanken. Als ich Mamy sah, kam in mir auch die Verzweiflung hoch - mal wieder - und die Frage WANN wird all dieses Leid und Elend endlich weniger? Diese 13 kleinen unschuldigen Waisenseelchen, die jetzt zu Sanda kamen, hatten Glück...aber sie sind ja die Ausnahme �. Ich mag gar nicht darüber nachdenken... Danke für diesen wunderbaren Beitrag ❤️

  • #2

    Tina. vom Blog (Sonntag, 05 August 2018 06:47)

    Liebe Karin,
    vielen Dank für deine Reaktion - das Video lässt mich einfach nicht los. Es macht mich so traurig. Ich musste einfach über diese Hündin schreiben, ihr irgendwo einen Platz geben.

  • #3

    Regina (Sonntag, 26 August 2018 13:49)

    toll geschrieben....ich habe geweint als ich davon gelesen habe...schon sehr traurig..hoffe ihre Schwester und die anderen schaffen es....die kleine Maus ist jetzt bei ihrer tapferen Mama